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Die Urlaubswesen und die Kindliche Kaiserin


Die Sinne. Sie sind keine Urlaubswesen, die höchstens als Feierabend-Lustbarkeiten zum Einsatz kommen wollen.

Das Selbstverständnis des Menschen als rationales Wesen, das strikten Arbeitsprozessen unterworfen ist hat Auswirkungen: die Verstandesdiktatur verdrängt die Sinne bereits in der Schule. Gestalterische und musische Fächer werden wegrationalisiert. Später dann haben die Sinne keinen Platz im Arbeitsleben. Sinnliches Erleben wie das des Flaneurs ist heute schier undenkbar.

Dabei ist gerade solches Erleben wichtig für die schöpferischen Kräfte in uns, die uns zu überraschenden Ideen führen.

Unser aller Denken ist auf Erfolg ausgerichtet, und der wird meist mit Geld gleichgesetzt. Der Neoliberalismus sagt uns: alles ist zu jeder Zeit verfügbar; das mache uns frei. Der Kapitalismus sagt: mehr von allem. Die Folge: wenn wir nicht arbeiten, konsumieren wir.

Das Stück zum Glücklich sein

Doch bereits der Volksmund sagt, Geld allein mache nicht glücklich. Für die Begründung hat Sigmund Freud eine schöne Erklärung: Geld macht nicht glücklich, weil Geld kein Kinderwunsch ist. Das könnte heissen, wenn wir in schulischen und beruflichen Tätigkeiten der Kontakt zu den Kinderwünschen verloren haben, fehlt uns ein Stück zum Glücklich Sein. Kinderwünsche richten sich auf Inhalte, auf Verzauberung. Das ist das Gegenteil zu der Welt, in der Entzauberung herrscht und so im Prinzip kinderfeindlich ist. Das heisst aber auch feindlich gegenüber der Kindlichkeit in uns Erwachsenen. Dabei kommt mir die „Unendliche Geschichte“ von Michael Ende in den Sinn. Darin ist die Kindliche Kaiserin Herrscherin über das gefährdete Phantasien - das Land, in dem nichts undenkbar und alles möglich ist.

Das Buch richtet sich lange nicht nur an Kinder. Gerade wir Erwachsenen sind es, die wir die Welt mitgestalten. So können wir alle und jeder für sich - wie Bastian - dieses wunderbare Phantasien erhalten. Die Sinne sind die Botschafter dieses Landes und deren Kultivierung notwendig, um sich als Mensch ganz zu fühlen.

Das Lesen eines Buches ist das Tor zu unserer Phantasie. Die Vorlesung einer Geschichte führt uns in vergessen geglaubte Orte unserer Phantasie.

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