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Das Streichholzschachtel Tagebuch - eine poetische Spurensicherung

Kindheitserinnerungen! In alten Speichern herumschleichen, immer auf der Suche nach etwas Spannendem. Der Estrich meiner Grossmutter, riesig und angefüllt mit alten Möbeln, Büchern, Koffern.... Auf Schrotthalden herumklettern und Schätze in Form alter Blechdosen oder riesiger Nägel retten. Der heisse Sommertag brennt auf die Eisenteile, auf meinen Scheitel, lässt die Luft flimmern...

Gegenstände haben eine eigene Geschichte und sind von besondrerer Schönheit, wenn sie zu uns sprechen. Kisten und Schachteln gefüllt mit Briefen, Fotos, alten Stofftieren, Kinderkleidern.... Ein Speicher der Erinnerungen.

Und heute? Die digitale Welt in der wir leben lässt sich bei allem Guten, dass sie bringt, nicht anfassen. Auch nicht geheimnisvoll verstauen, damit sie ein anderer zu einem späteren Zeitpunkt wiederfindet. Man kann sie auch nicht riechen, kein Geruch gewesener Zeiten, keine Gebrauchsspuren, keine handschriftlichen Notizen.

Wie werden sich unsere Kinder, wie wir erinnern? Welche Erinnerungsspuren überdauern uns für nachfolgende Generationen? Ausgedientes wandert in Börsen oder auf den Müll. Vieles ist aus Plastik. Der Keller und der Estrich werden regelmässig entrümpelt.

Nur die Vergangenheit kennt, kann die die Gegenwart verstehen und in die Zukunft gehen. Ein Satz, der mich schon ein Leben lang begleitet. Und sich immer wieder neu bewahrheitet.

Wo aber bleiben die Spuren unserer Vergangenheit? Vintage und Shabby-Shic als Ersatz für Boten der Vergangenheit?

Und was macht einer, der nicht lesen und nicht schreiben kann? Wie bewahrt er seine Erinnerungen und rettet sich ins Jetzt? Darauf weiss die poetische Geschichte Das Streichholzschachtel Tagebuch Antwort. Um sich erinnern zu können, muss man zuerst sammeln. Bilder, Gefühle, Gerüche wohnen dauerhaft in uns. Wollen wir sie teilen, schreiben wir sie auf. Wenn das nicht geht, sind besondere Gegenstände Träger der Erinnerungen. Jeder birgt eine Geschichte in sich. Und damit sie nicht verloren gehen, bewahrt man sie gut auf. In einer Streichholzschachtel. Viele Streichholzschachteln für viele Erinnerungen, für jede eine. Und alles zusammen dann in einer besonderen Kiste, damit sie nicht verloren gehen.

Doch alles der Reihe nach.

Szenische Lesung - Zusammenfassung

Illustration Bagram Ibatoulline

Grossvater und Urenkelin begegnen sich zum ersten Mal. "Such dir aus, was dir am Besten gefällt. Ich erzähle dir dann die Geschichte dazu". Es gibt so viel von allem in diesem Raum.Er sagt, sie wisse schon von ganz alleine, was das Richtige sei für sie. Sie entscheidet sich für eine Zigarrenkiste gefüllt mit Streichholzschachteln. Das ist das Tagebuch des Urgrossvaters. Weil er er lange nicht Lesen und Schreiben kann, verschafft er sich auf diese Weise Zugang zu seinen Erinnerungen hat: er sammelt Dinge, die ihm helfen, sich zu erinnern. Jeder einzelne Gegenstand findet Platz in einer leeren Streichholzschachtel. Dabei trägt er eine grosse Erzählung in sich: als Junge lebt er das harte und entbehrungsreiche Leben einer armen italienischen Bauernfamilie. Sein Traum wird wahr, als er dem Vater nach Amerika nachreisen darf. Er beginnt, auf seiner Reise kleine unscheinbare Dinge zu sammeln. Jeder einzelne Gegenstand steht für eine Geschichte, eine Erinnerung: hier ein Kronenkorken, da eine Haarnadel; in der Nächsten ein Stück Kohle, eine Handvoll kleiner Muscheln, ein Ticket für ein Baseballspiel....Nun kann er, ein alter Mann geworden, seine Schätze und Erinnerungen an seine Urenkelin weitergeben. Dieses ganz besondere Streichholzschachtel Tagebuch verleiht den alltäglichen Dingen, die unser Leben ausmachen, einen Platz und lässt die Kraft der Erinnerung spüren, die von den Gegenständen ausgeht.

Poetisch und inspirierend macht die Geschichte Lust auf ein eigenes Streichholzschachtel Tagebuchs. Gleichzeitig verklärt es die harten Lebensbedingungen nicht, mit denen frühere Generationen in der westlichen Welt konfrontiert waren. Eine hochaktuelle Geschichte zum Auswandern und Ankommen in einer fremden Welt.

art-workshop

Wir beginnen unser eigenes Streichholzschachtel Tagebuch......

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